Ist heute FRIDA-Tag?
Ja, wenn heute Mittwoch oder Freitag ist, dann ist FRIDA-Tag! Pro Humanis ist heute im Bereich der Altenpflege unterwegs! Wir beschäftigen uns mit Demenzerkrankten und profitieren von der Erfahrung des DRK-Ortsverbands Lüneburg-Stadt e. V., der ein kostenfreies Fahrzeug im Rahmen unseres Humansponsorings erhalten hat. Es holt Gäste von zuhause ab, bringt es in die FRIDA-Nachmittagsbetreuung und fährt sie sicher wieder nachhause. Tür auf für die Senioren, ihre Rollatoren und Unterstützung, die auch Angehörige glücklich macht!
Ursel – wir nennen die alte Dame stellvertretend für viele Seniorinnen heute mal so – ist an Demenz erkrankt. Sie besucht regelmäßig eine Nachmittagsbetreuung und ist mit Menschen zusammen, denen es ähnlich geht wie ihr. In der Welt der Demenz zählt nicht unbedingt das Gedächtnis, sondern das Hier und Jetzt und die Gefühle, die damit verbunden sind. Zuwendung und Freude empfinden, eine Gemeinschaft genießen, sich gut aufgehoben fühlen: Ursel ist an diesem Nachmittag Teil von einer Gemeinschaft und erhält frische Impulse, die ihr Gehirn arbeiten lassen.
Ein Blick in die Praxis: Die Nachmittagsbetreuung des DRK-Ortsverbands Lüneburg-Stadt
Peter Schneemann ist psychologischer Berater beim DRK-Ortsverein Lüneburg-Stadt e. V. und leitet FRIDA: Die FReiwilligen Initiative für Demenzbetroffene und pflegende Angehörige. Es handelt sich dabei um ein niedrigschwelliges Angebot für an Demenz erkrankte und kognitiv eingeschränkte Personen, die hier Gemeinschaft erleben und in Kontakt mit anderen kommen.
Die Angehörigen werden ganz bewusst mit einbezogen: „Besonders am Anfang einer Demenzerkrankung werden die Menschen etwa zu 80 Prozent zuhause betreut und gepflegt. Das sind 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag und ist sehr belastend für die Angehörigen“, sagt Peter Schneemann aus Erfahrung. Umso wichtiger ist es, sie zu entlasten – zum Beispiel mit einem regelmäßigen Betreuungsangebot.
Ein Auto zum Abholen und Heimbringen, das hat noch gefehlt!
Und wie kommen die Gäste zu FRIDA, dem Betreuungsangebot des DRK in Lüneburg? Hier musste bislang auf den bestehenden Fuhrpark des DRK-Ortsverbands Lüneburg-Stadt zurückgegriffen werden, der aber für Bereiche wie ambulante Pflege und Hauswirtschaft, Blutspende, Kleiderkammer, Sanitätsdienst etc. bereits gut ausgelastet war, sagt uns Peter Schneemann im Interview. Das Angebot von Pro Humanis für ein Fahrzeug, das dank Humansponsoring frei von Anschaffungskosten zur Verfügung gestellt werden konnte, kam da gerade recht! Der Toyota Proace City hat genügend Platz für vier Personen und mindestens zwei Rollatoren – ideal für die Seniorenbetreuung! So können die FRIDA-Gäste pünktlich von zuhause abgeholt und auch wieder sicher nachhause gebracht werden.
Vom Kaffee über Bewegungsspiele bis zum Gedächtnistraining
So ist FRIDA zu einem festen Bestandteil der Woche geworden – bei den Gästen zu einem Ritual. Angeboten werden zwei Gruppen wöchentlich. Mittwochs kommen vier bis fünf Gäste. In der kleinen Gruppe fühlen sich auch Menschen wohl, die (noch) Berührungsängste haben. Freitags besteht die Gruppe aus 10 bis 12 Gästen. „Der Schlüssel ist 2:1, zwei Demenzerkrankte und ein Helfer“, erklärt Peter Schneemann und kennt die Herausforderung, genügend ehrenamtliche Helfer zu finden, nur zu gut.
Die Gruppentreffen beginnen mit einem gemütlichen Kaffeetrinken und bieten anschließend „ein abwechslungsreiches Beschäftigungsangebot, das auf die vorhandenen Fähigkeiten abgestimmt ist“, heißt es auf der Website. Dazu zählen:
- Bewegungsspiele
- Gemeinsames Singen
- Erzählungen aus der guten alten Zeit
- Gedächtnistraining
- Gesellschaftsspiele
- Erinnerungs- und Biografiearbeit
- Vortragen von Geschichten und Gedichten
Gemeinschaft als Erlebnis: Wie eine regelmäßige Betreuung unterstützt
Zurück zu Ursel, die mittlerweile auf Hilfe angewiesen ist. Es ist anstrengend, sie Tag und Nacht zu betreuen. Gleichzeitig möchte ihre Familie natürlich, dass sie sich wohlfühlt und dass ihre verbleibenden Fähigkeiten so lange wie möglich erhalten bleiben. In Ursels Phase der Erkrankung kann eine stundenweise Betreuung wertvolle Dienste leisten:
- Sie gibt dem Tag und der Woche Struktur. Regelmäßigkeit und festgelegte Abläufe sind wichtig, denn sie geben Orientierung und Sicherheit.
- Sie aktiviert, ohne zu überfordern. Einfache Beschäftigungen wie Basteln, Malen, Gestalten oder Handwerken fördern Kreativität und Konzentration und schaffen Erfolgserlebnisse.
- Sie knüpft an das Langzeitgedächtnis an. Alte Fotos, Gegenstände oder vertraute Musik können Erinnerungen wachrufen. Auch das sind kleine Erfolgserlebnisse und emotionale Stützen.
- Sie schafft Erlebnisse in der Gemeinschaft. Demenzerkrankte Menschen fühlen sich oft einsam und isoliert. Dem beugen Singen in der Gruppe, spielen oder einfache Gespräche vor.
- Sie entspannt mit kleinen Übungen, Ruhepausen nach der Aktivierung oder sanfter Musik und schafft die richtige Balance.
Kommunikation funktioniert auch ohne zu sprechen
Ursel kann immer noch viel, und vor allem fühlt sie! Sie erinnert sich an Erlebnisse aus der Kindheit und kann heute noch einen Großteil der biblischen Psalmen aufsagen. Sie hat viele emotionale Bedürfnisse, so wie jeder Mensch: Zuwendung, Berührung, Lachen tun ihr gut. Genau wie vertraute Musik oder einfaches Basteln. Und Kommunikation – die auch ohne Sprechen funktioniert.
Ursel, da sind wir uns ziemlich sicher, würde uns erwartungsvoll in die Augen schauen, wenn wir ihr morgens sagen: Heute ist FRIDA-Tag!
Erfahren Sie in diesem Video mehr vom DRK Ortsverband Lüneburg-Stadt und dem Humansponsoring-Projekt von Pro Humanis: