Kastration freilaufender Katzen als Bürgerpflicht?
Tierheime kämpfen, vor allem mit Kosten. Dazu kommen Themen wie die Vernachlässigung von Tieren und – ebenfalls ein Dauerbrenner – Katzen, die sich unkontrolliert vermehren. Warum ist Kastration so wichtig? Welche Pflichten haben Bürger? Im Rahmen eines Humansponsoring-Projekts rund um einen Kastenwagen hat Pro Humanis den Tierschutzverein Südthüringen e. V. besucht. Wir geben den dort ausgesprochenen Appell zur Verankerung einer Kastrationspflicht gerne weiter!
Streunerkatzen haben es schwer. Sie verbringen den Großteil ihres Lebens damit, Nahrung zu finden, müssen auch mit Abfällen auskommen und ernähren sich von kleinen Tieren wie Mäusen oder Vögeln. Häufig sind sie unterernährt und schwach, vor allem im Winter oder in städtischen Gebieten. Sie sind Gefahren durch den Straßenverkehr und Kämpfen mit anderen hungrigen Katzenmäulern ausgesetzt.
Parasiten, Infektionskrankheiten und Verletzungen gehören zu den größten gesundheitlichen Risiken. Es fehlen geschützte Schlafplätze – bei Frost können sie erfrieren, Regen und Nässe machen ihnen zu schaffen. Viele sind Einzelgänger und haben Angst vor Menschen. Während eine behütete Hauskatze im Durchschnitt 12 bis 15 Jahre alt wird, liegt die Lebenserwartung einer Streunerkatze oft bei nur wenigen Jahren. (Quellen: Deutscher Tierschutzbund, Tasso e. V.).
In dieser Zeit allerdings machen Streunerkatzen naturgemäß vor allem eins: Sie vermehren sich unkontrolliert. Eine Katze kann bis zu drei Mal pro Jahr trächtig werden. Die Tragezeit beträgt nur etwa 65 Tage. Die jungen Kätzchen werden oft an gefährlichen Orten geboren, etwa unter Autos, und sind den harten Lebensbedingungen häufig nicht gewachsen.
Kastration hilft
Ein Leben voller Unsicherheit, Risiken, Hunger, Gefahren, Krankheiten, und oft ein einsames Katzenleben. Das ruft den Tierschutz auf den Plan: Was oder wer kann helfen? Vor allem Tierschutzvereine arbeiten daran, das Leid der Tiere zu lindern, indem sie die Population durch Kastration freilaufender Katzen kontrollieren, so gut es eben geht.
Ein Appell an die Kommunen: Die Katzenschutzverordnung muss in die kommunale Satzung
Wir haben den Tierschutzverein Südthüringen e. V. besucht, der im Rahmen eines Pro-Humanis-Projekts einen Toyota Proace City frei von Anschaffungskosten erhalten hat. Monika Hahn, erste Vorsitzende des Vereins, findet klare Worte: „Die Flut von Katzen im Landkreis ist unermesslich! Ich appelliere an alle Kommunen, eine Katzenschutzverordnung in ihrer kommunalen Satzung aufzunehmen, damit endlich auch die privaten Besitzer von Tieren ihre Pflicht wahrnehmen: Wenn Katzen Freigang haben, müssen sie kastriert werden!“
Sie erzählt von kleinen hilflosen Kätzchen, trächtigen Katzen, halb verhungerten Katzen. Die Einrichtung nutzt das Sponsoring-Fahrzeug auch, um Katzen einzusammeln und kastrieren zu lassen. „Die Situation ist sehr bedauerlich. Und wir kommen mit dem Geld, das uns zur Verfügung steht, ans Limit. Wir können die Kastrationen und die ganzen Behandlungen fast nicht mehr stemmen“, berichtet sie.
Gesetzlich verankerbare Bürgerpflichten
Auch wenn es bereits Gemeinden gibt, die Tierbesitzern ihre Verantwortung deutlich machen und darum bitten, Streunerkatzen zu melden, ist das noch längst kein Standard. Es gibt in Deutschland keine bundesweite Kastrationspflicht für freilaufende Katzen. Städte und Gemeinde können jedoch sogenannte Katzenschutzverordnungen erlassen, die Katzenhaltern vorschreiben, ihre freilaufenden Katzen kastrieren zu lassen. Beispiele sind Städte wie Paderborn oder Hannover.
Das Auto? Ein Volltreffer! Das Pro Humanis Humansponsoring? Fünf von fünf Sternen!
Bis das deutschlandweit durchgesetzt und auch umgesetzt ist, sind Tierschützer wie Monika Hahn und ihr Team weiter auf „Katzenjagd“, um verwilderte Tiere zu versorgen. Sie erzählt, dass sie dazu im gesamten Landkreis unterwegs ist. „Wir fahren auch mal bis Erfurt!“, berichtet sie – und das sind immerhin rund 90 Kilometer. Und sie lobt nicht nur die Zusammenarbeit mit Pro Humanis ausdrücklich („fünf von fünf Sternen“), sondern auch das Sponsoring-Fahrzeug:
„Es passt alles rein, es ist universell einsatzbar, es ist leise und fährt ruhig, es ist sparsam im Verbrauch und Reparaturkosten sollten in der nächsten Zeit auch keine anfallen. Die Klimaanlage funktioniert sehr gut, sodass wir Tiere auch an heißen Tagen transportieren können. Das Fahrzeug hilft uns sehr dabei, unsere Aufgaben zu erfüllen: Wir holen Fundtiere ab, springen auch schon mal bei Polizeieinsätzen ein, erledigen sehr viele Arztfahrten – etwa für Kastrationen in der Tierklinik – transportieren Futterspenden von Supermärkten oder besuchen damit auch Veranstaltungen. Das macht Spaß und wir sind wirklich glücklich mit dem Wagen! Ein Volltreffer!“
Ach guck an!
Monika Hahn, deren Verein auch das „Tierheim am Wald“ betreibt, erzählt begeistert, dass der praktische Kastenwagen ein echter Hingucker in der Region ist: „Wenn wir mit dem Auto unterwegs sind, werden wir auch angesprochen: Ach guck an, klasse gemacht! Es gab sogar schon Firmen, die gesagt haben: Warum habt ihr uns nicht angesprochen? Das zeigt uns, dass man uns hier im Landkreis kennt und dass auch unsere Sorgen bekannt sind!“ Und ab und zu klemmt sogar ein Spenden-Fünf-Euro-Schein unterm Türgriff mit einem Zettel: Dankeschön für eure Arbeit!
Der Tierschutzverein Südthüringen e. V. bedankt sich ganz herzlich bei den Unternehmen, die das Projekt als Sponsoren unterstützt haben. Wenn auch Sie Unterstützung benötigen, die Pro Humanis für Sie von A bis Z organisieren kann, dann sprechen Sie uns an!
Das Video-Interview mit Monika Hahn, 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Südthüringen e. V., finden Sie hier: